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NachhaltigkeitBEUC reicht EU-weite Beschwerde gegen 17 Fluggesellschaften wegen Greenwashing ein

Die europäische Verbraucherorganisation BEUC und 23 Mitgliedsorganisationen aus 19 Ländern reichten heute bei der Europäischen Kommission und dem Netz der Verbraucherschutzbehörden (CPC) eine Beschwerde gegen 17 europäische Fluggesellschaften wegen irreführender Klimaangaben und Greenwashing ein. Die rechtliche Analyse von BEUC zeigte, dass falsche Behauptungen gegen EU-Vorschriften über unlautere Geschäftspraktiken verstoßen, wenn diese Verbraucherinnen und Verbrauchern vormachten, dass Fliegen nachhaltig sei, obwohl dies aktuell nicht der Fall ist und auch nicht in naher Zukunft sein wird.

BEUC fordert eine europaweite Untersuchung zu diesem Thema und empfiehlt den CPC-Behörden, Maßnahmen zu ergreifen, um sicherzustellen, dass die Fluggesellschaften ihren Kundinnen und Kunden die entsprechenden Kosten erstatten, wenn sie auf der Grundlage solcher irreführenden Behauptungen zusätzliche „grüne“ Zusatzgebühren eingeführt hätten.

BEUC-Mitglieder deckten folgende irreführende Praktiken auf:

  • Behauptungen, dass die Zahlung zusätzlicher Gebühren die CO2-Emissionen von Flügen ausgleichen, neutralisieren oder kompensieren würden, sind unzutreffend, da der Klimanutzen von Kompensationsmaßnahmen ungewiss ist, während der durch die Emissionen von Flugreisen verursachte Schaden sicher ist.
  • Die Fluggesellschaften führen Verbraucherinnen und Verbraucher in die Irre, indem sie von ihnen einen höheren Beitrag zur Entwicklung nachhaltiger Flugkraftstoffe (SAF) verlangen, obwohl diese Kraftstoffe noch nicht marktreif sind. Die EU-Gesetzgebung hat niedrige Zielvorgaben für die Verwendung von SAF in Flugzeugtreibstoffen festgelegt, was bedeutet, dass SAF nur einen geringen Anteil in den Kerosintanks der Flugzeuge ausmachen werden, bis sie auf breiter Basis verfügbar sind, was wahrscheinlich erst nach den 2030er Jahren der Fall sein wird.
  • Die Annahme, dass Flugreisen nachhaltig, verantwortungsvoll oder grün seien, ist irreführend. Keine der vom Luftfahrtsektor angewandten Strategien kann derzeit die Treibhausgasemissionen verringern. Es ist von entscheidender Bedeutung, diese Behauptungen einzustellen, da ein Anstieg des Luftverkehrs prognostiziert wird, was zu einem weiteren Anstieg der Emissionen in den kommenden Jahren führen wird.

Ursula Pachl, die stellvertretende Generaldirektorin von BEUC, kommentierte dies: „Wenn es glasklar ist, dass Flugreisen einen bedeutenden und wachsenden Anteil an Treibhausgasemissionen verursachen, ist es kaum zu glauben, dass Fluggesellschaften Verbraucher mit klimafreundlichen Botschaften wie „CO2-kompensiert“ oder „CO2-neutral“ ködern. Wir fordern die Behörden auf, die Sache in die Hand zu nehmen und gegen diese Greenwashing-Praxis vorzugehen, die die Verbraucher ernsthaft in die Irre führt. Egal, ob Sie einen „grünen Tarif“ bezahlen oder nicht, Ihr Flug wird immer noch klimaschädliche Gase ausstoßen. Technologische Lösungen zur Dekarbonisierung des Flugverkehrs werden in absehbarer Zeit nicht in großem Maßstab Realität werden, so dass die Darstellung des Fliegens als nachhaltiges Verkehrsmittel reine Augenwischerei ist. In einer Zeit, in der viele Menschen nachhaltiger reisen wollen, sollten die Fluggesellschaften dringend damit aufhören, den Verbrauchern einen falschen Seelenfrieden vorzugaukeln. Die Verlagerung der Verbrauchernachfrage auf nachhaltigere Verkehrsmittel ist entscheidend für die Senkung der Emissionen. Die Fluggesellschaften müssen aufhören, den Verbrauchern den falschen Eindruck zu vermitteln, dass sie sich für ein nachhaltiges Verkehrsmittel entscheiden. Darüber hinaus müssen die Entscheidungsträger auf Lösungen drängen, die den Verbrauchern zuverlässige, attraktive und nachhaltige Alternativen bieten, wie zum Beispiel hochwertigere Langstreckenverbindungen auf der Schiene.“

Quelle: BEUC

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