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Nudges-Beispiele

Es gibt eine Vielzahl von Beispielen, wie Behavioral Insights genutzt werden können, um Verhaltensveränderungen anzustoßen:

Standardeinstellungen: Privacy by Default

Datenschutz-Defaults nutzen die Verhaltenstendenz beim Status Quo zu verbleiben, indem datenschutzfreundliche Optionen voreingestellt sind und nur personenbezogene Daten erhoben werden, die für den jeweiligen Verarbeitungszweck erforderlich sind. Wenn beispielsweise Cookies im Browser nicht automatisch gesetzt, Standortdaten in Smartphone-Apps nicht automatisch erhoben werden oder Nutzerprofile in sozialen Netzwerken zuerst nur für den Nutzer selbst sichtbar sind, also nicht automatisch veröffentlicht werden, spricht man von „Privacy by Default“. Wer diese Defaults nicht aktiv ändert, schützt also seine Daten. Gleichzeitig wird niemand gezwungen, die datensparsame Variante zu wählen. In experimentellen Labor- und Feldstudien wurde die Wirksamkeit von Datenschutz-Defaults empirisch bestätigt. Das Prinzip ist zudem in der EU-Datenschutzgrundverordnung verankert. Defaults können im Übrigen auch in anderen Bereichen eingesetzt werden. So gibt es Beispiele zur Förderung von nachhaltigem Konsum („grüne Defaults“) oder zur Verbesserung der Altersvorsorge.

Abstrakte Information plastisch dargestellt: Verbrauchsfeedback beim Duschen

Wer weiß schon, wie viel Wasser jeden Morgen durch die Dusche fließt? Geschweige denn, wie viele Kilowattstunden beim Duschen verbraucht werden? Um Energieverbräuche zu reduzieren, hilft es, sie sichtbar zu machen. Genau das macht ein kleines Gerät, das Liter, Energieverbrauch und Energieeffizienz beim Duschen zurückmeldet. So erhalten die Duschenden zum richtigen Zeitpunkt ein Feedback und können ihr Verhalten daran ausrichten. Die Liste der Anwendungsmöglichkeiten für plastisches Feedback endet jedoch nicht beim morgendlichen Duschen. Andere Studien zeigen, dass die Rückmeldung der eigenen Kreditkartennutzung den Umgang mit Geld beeinflusst, ebenso wie die Rückmeldung zum eigenen Chipskonsum das Snacken verändert.

Was zuerst kommt...: Die Reihenfolge am Buffet bestimmt, was auf den Teller kommt

Speisen am Anfang eines Buffets haben eine höhere Chance, auf den Teller zu kommen, als Speisen in der Mitte. Ist der Teller erst mit Salat und Gemüse gefüllt, bleibt weniger Platz für Fleisch und Pommes. Dieser Behavioral Insight lässt sich nutzen, um Buffets so zu gestalten, dass sie eine gesunde oder klimafreundliche Speisenwahl fördern. Der amerikanische Verhaltensforscher Brian Wansink konnte in einem Experiment zeigen, dass die ersten drei Gerichte auf einem Buffet zwei Drittel der gesamten Menge ausmachen, die Verbraucherinnen und Verbraucher wählten.

Auf die Rahmung kommt es an: Aufrufe mit Verlustframe bewegen eher zum Handeln als Gewinnframes

Eine Möglichkeit, damit Appelle tatsächlich zu einer Verhaltensänderung führen ist es, sie anders zu framen. Ein Blutspendeaufruf funktioniert beispielsweise besser, wenn ins Zentrum gerückt wird, dass Blut Spenden Todesfälle verhindert („Loss Frame“) statt zu betonen, dass es Leben rettet („Gain Frame“). Die Aussage bleibt gleich, aber die Darstellung ändert sich.

​​​​​​​Soziale Normen: Was machen die anderen?

Der Hinweis im Hotelzimmer, dass 75 Prozent der Gäste ihre Handtücher mehrfach verwenden, bewegt Menschen eher dazu, ihr Handtuch ebenfalls erneut zu verwenden als die bloße Bitte. In einer Feldstudie steigerte diese soziale Norm die Handtuch-Wiederverwendung um 9 Prozent. Das liegt daran, dass soziale Normen eine wichtige Informationsquelle für das eigene Verhalten sind. Interventionen, die bewusst positive soziale Normen kommunizieren, funktionieren nicht nur in Hotels, sondern auch am Arbeitsplatz, zu Hause oder in der Natur.

Weitere Beispiele für die Anwendung von Nudges zur Förderung eines nachhaltigen Konsums finden sich in unserer Publikation für das Umweltbundesamt. Nudges im Bereich der vereinfachte Datenschutzerklärung wurden im Zuge eines Forschungsprojekts für das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz untersucht.