Am 23. Februar veröffentlichte die Europäische Kommission eine Studie mit dem Titel „Consumer Vulnerability across Key Markets in the European Union”. Die Studie analysiert die Gruppe der verletzlichen Verbraucher auf empirischer Grundlage und erörtert entsprechende Schutz- und Gegenmaßnahmen. Untersucht werden Hindernisse für Verbraucher bei der Suche nach optimalen Angeboten oder Tarifen vor allem im Onlinegeschäft sowie in den Finanz- und Energiesektoren. Auf Grundlage einer Literaturanalyse, Verbrauchbefragung und Verhaltensexperimenten in fünf EU-Mitgliedsstaaten kommt die Studie zu folgenden Ergebnisse:
- Verbraucher sind besonders verletzlich, wenn sie Schwierigkeiten haben, Produktinformationen aufzunehmen und zu verarbeiten. Dadurch sind sie weniger in der Lage, Angebote zu vergleichen und eine für sie optimale Entscheidung zu treffen. Zudem sind diese Verbraucher empfänglicher für bestimmte Marketingpraktiken.
- Der Grad der Verletzlichkeit hängt von den speziellen Umständen sowie individuellen Verbrauchereigenschaften ab. Ältere Verbraucher über 55 haben eher Probleme beim Vergleichen von Angeboten und Anbieterwechsel gegenüber der Altersgruppe zwischen 35 und 44. Jedoch sind ältere Verbraucher seltener von bestimmten Märkten ausgeschlossen.
- Verhaltensexperimente zeigen, dass mehr als die Hälfte der Verbraucher bei Finanz- und Energieangeboten nicht ausreichend vergleicht und 37% wählen bei entsprechenden Produktvorschlägen nicht die bestmöglichen Angebote.
- Wenn Produktinformationen hingegen klarer und verständlicher präsentiert werden, sind Verbraucher eher dazu imstande, das beste Angebot auszuwählen.
Diese Erkenntnisse sind relevant für die EU-Verbraucherpolitik und sektorspezifische Regelungen, die verletzliche Verbraucher durch vereinfachte Produkteinformationen seitens der Anbieter schützen sollen und so deren Marktteilhabe verbessern. Auf dem Londoner Energieforum merkte Věra Jourová, EU-Kommissarin für Verbraucherschutz, dazu an: „Noch heute verfügen wir über keine verlässlichen Informationen zum verletzlichen Verbraucher. Eben diese Wissenslücke hält uns von wirksamen politischen Maßnahmen zurück. Wir brauchen eine EU-weite Definition der verletzlichen Verbraucher und einen geeigneten Indikator, um quantifizieren zu können, wie viele Menschen derzeit von Energiearmut betroffen sind. Wir können die entscheidenden Verbraucher erreichen – ohne weitere Ausreden.“
Quelle: Europäische Kommission
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