Heute veröffentlichte das WHO-Regionalbüro für Europa einen Bericht zum digitalen Marketing von Lebensmitteln mit hohem Fett-, Salz- und Zuckergehalt (HFSS foods) bei Kindern. Der WHO European Childhood Obesity Surveillance Initiative zufolge sind in einigen EU-Ländern rund 50 Prozent der Jugendlichen im Alter von 8 Jahren übergewichtig und mehr als 25 Prozent fettleibig. Aufgrund dieser und weiterer alarmierenden Zahlen, trägt der Bericht empirische sowie regulative Evidenz darüber zusammen, wie stark Kinder dem Digitalmarketing von HFFS foods und dessen Werbe- und Überzeugungskraft ausgesetzt sind. Die wesentlichen Ergebnisse sind:
- Sowohl über traditionelle als auch digitale Medien hat sich gezeigt, dass Food-Marketing im erheblichen Maß die Präferenzen und Lebensmittenauswahl von Kindern beeinflusst, deren Essgewohnheiten prägt und das Risiko für Fettleibigkeit erhöht.
- Digitales Marketing bietet Vermarktern ein Schlupfloch, da auf diesem Gebiet bisher noch keine effektive Regulierung oder lediglich minimale Kontrollen in Kraft sind.
- Mithilfe ausgefeilter Methoden sind digitale Plattformen in der Lage, umfangreiche personenbezogene Daten von Internetnutzern zu sammeln, um so verhaltenswirksame Werbung zu erzeugen, die ihre Zielgruppe mit hoher Präzision trifft.
- So kann digitales Marketing über zahlreiche Online-Plattformen realisiert werden, wie beispielsweise soziale Medien und animierte Filme oder durch einen starken Gruppeneinfluss von Gleichaltrigen durch Video-Blogger („vblogger"). Zudem kooperieren einige Restaurantketten mit Gaming-Unternehmen, um einzelne Lokale als wichtige Spielorte zu etablieren.
Eine zentrale Forderung des Berichts ist das sofortige Handeln von politischen Entscheidungsträgern, um die Exposition von Kindern gegenüber allen denkbaren Marketingformen für HFSS foods zu verringern. Zsuzsanna Jakab, WHO Regionaldirektorin für Europa, kommentierte die Ergebnisse wie folgt: „Unsere Regierungen haben der Prävention von kindlicher Fettleibigkeit höchste politische Priorität eingeräumt. Nichtsdestotrotz finden wir fortlaufend, dass Kinder – als die meist verletzliche Gruppe – mit einer zahllosen Reihe von versteckten digitalen Marketingtechniken konfrontiert wird, die Lebensmittel mit hohem Fett-, Salz- und Zuckergehalt bewerben. Eltern sind sich dessen möglicherweise nicht bewusst oder unterschätzen den schädlichen Einfluss des Digitalmarketings. Hingegen hilft dieser Bericht, um den Einfluss solcher Marketing-Strategien auf unsere Kinder zu verdeutlichen. Es liegt in der Verantwortung politischer Entscheidungsträger, diese neue Bedrohung des digitalen Lebensmittelmarketings für Kinder zu erkennen und rasch zu handeln."
Quelle: WHO-Regionalbüro für Europa
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