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NachhaltigkeitSondergutachten: Politik muss Bedingungen für nachhaltigen Konsum schaffen

Heute stellte der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) sein Sondergutachten „Politik in der Pflicht: Umweltfreundliches Verhalten erleichtern“ vor. Darin wurde anhand der Beispiele Fleischkonsum, Smartphone-Nutzung und Gebäudesanierung skizziert, wie die deutsche Politik die Rahmenbedingungen so umgestalten könnte, damit Umweltschutz die naheliegende Konsumoption für Verbraucherinnen und Verbraucher wird.

Dies sind wichtige Aspekte:

  • Während die aktuelle Umweltpolitik vornehmlich auf umweltfreundliche und effiziente Produktionsprozesse sowie den Ausbau Erneuerbarer Energien ausgerichtet ist, lassen sich die Umwelt- und Klimaziele jedoch nicht ohne Änderungen im umweltrelevanten Verbraucherverhaltens erreichen. So bleiben beispielsweise in den Bereichen Fleischkonsum, Smartphone-Nutzung und Gebäudesanierung umweltfreundlichere Angebote auf Herstellerseite ohne Wirkung, solange sich nicht auch das individuelle Konsumverhalten ändert.
  • Doch am Beispiel Smartphone-Nutzung zeigt sich: Viele Verbraucherinnen und Verbraucher wären anstelle eines Neukaufs bereit, ihr Smartphone länger zu nutzen, doch hier fehlen die politischen Rahmenbedingungen, um nachhaltige Konsumentscheidungen zu ermöglichen – beispielsweise wenn der Akku nicht selbst gewechselt werden kann, Software-Updates nicht mehr eingespielt werden oder Verträge starke Anreize für eine Neugerät bieten.
  • Während bei Entscheidungen für oder gegen ein umweltfreundliches Verhalten unter anderem psychologische Faktoren wie persönliche Routinen, Normen, Emotionen und Wissen eine Rolle spielen, müsste umweltfreundliches Verhalten zudem gezielt durch politische Anreize und Expertise gefördert werden. Dieser Verhaltensansatz stellt jedoch kein Ersatz für produktionsseitige Umweltschutzvorgaben dar.
  • Politische Maßnahmen können auf folgenden drei Ebenen ansetzen und sollten sinnvoll kombiniert und angeordnet werden: Veränderungen des Kontextes durch gesetzliche Ge- und Verbote oder Preisanreize durch Steuern, Entwicklung grundlegender Einflussfaktoren durch Bildungsangebote oder Werte und Normen hinsichtlich Umweltbewusstsein sowie die Unterstützung in akuten Entscheidungssituationen.

Annette Elisabeth Töller, SRU-Mitglied, betonte hierbei: „Wir können die ökologischen Krisen nur eindämmen, wenn alle beitragen. Ob Konsum, private Investitionen oder Freizeitverhalten: Es ist höchste Zeit, dass die Politik umweltfreundliches Verhalten erleichtert, fördert und – wo notwendig – auch einfordert. Der Vorwurf der „Bevormundungspolitik“ greift oft zu kurz. Verhalten ist immer von außen beeinflusst, etwa durch Werbung und frühere politische Entscheidungen, derzeit aber häufig zu Lasten der Umwelt.“

Quelle: SRU

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