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Rieger, S. & C. SindersDark patterns: Design mit gesellschaftlichen Nebenwirkungen

Leseempfehlung

Autorinnen und Autoren:
Sebastian Rieger & Caroline Sinders

Erscheinungsdatum:
Mai 2020

Publikation:
Stiftung Neue Verantwortung

Wie reibungslos es auf der Website eines Online-Shops möglich ist, das passende Buch zu finden und zu bestellen, wie intuitiv sich ein Karten- oder Navigationsdienst im Alltag nutzen lässt oder wie aufwendig es ist, einen Kund:innen-Account für einen Car-Sharing-Dienst einzurichten, kann heute erheblichen Einfluss darauf haben, welche Umsätze ein Produkt erzielt oder welche Marktanteile ein Dienst erreicht. Nicht nur Betreiber großer Internetplattformen, sondern Unternehmen in immer mehr Branchen der Online-Wirtschaft investieren daher zunehmend erhebliche Summe, um die Benutzeroberflächen ihrer Plattformen, Apps oder Software so zu designen, dass sie sich leicht, intuitiv und möglichst schnell nutzen lassen. Dieser als nutzerzentriertes Design (UX-Design) bezeichnete Ansatz der Produktentwicklung basiert darauf, detailliert das Verhalten von Menschen bei der Interaktion mit einer App oder Website zu beobachten, Prototypen zu entwickeln und diese in Experimenten zu testen. Methoden des UX-Designs werden dabei nicht nur eingesetzt, um die Bedienungsfreundlichkeit zu erhöhen. Anbieter gestalten und optimieren die Oberflächen ihrer Websites oder Apps dabei genauso, um bestimmte unternehmerische Kennzahlen zu verbessern – sei es, die Anzahl an Nutzer:innen zu erhöhen, die sich als neue Kunden registrieren, das Umsatzvolumen je Nutzer:in zu steigern oder möglichst viele Benutzer:innen dazu zu bewegen, persönliche Daten zu teilen.

UX-Design sowie das intensiven Testen und Optimieren von Benutzerschnittstellen ist damit zu einem Standard in der heutigen digitalen Produktentwicklung und zu einem wichtigen Wachstumstreiber vieler Unternehmen geworden. Allerdings hat diese Entwicklung auch einen Nebeneffekt: Da Unternehmen und Nutzer:innen bezüglich des Designs von Apps oder Websites zum Teil unterschiedliche Interessen und Bedürfnisse haben, werden zunehmend auch Benutzeroberflächen entwickelt, die zwar aus Sicht des Anbieters effektiv sind, um bestimmte Geschäftsziele zu erreichen. Für Verbraucher:innen können sie aber problematisch sein. Hierzu zählen beispielsweise Warnungen und Countdowns, die in einem Online-Shop Kund:innen bei Kaufentscheidungen zeitlich unter Druck setzen, Einstellungs-Fenster, die es Nutzer:innen schwer machen, Datenschutzeinstellungen zu aktivieren oder Website-Architekturen, die es ohne Grund enorm aufwendig machen, einen Account bei einem Anbieter zu löschen. Sie werden als sogenannte „Dark Patterns“, „Deceptive Design“ oder „Unethical Design“ bezeichnet und sind Design-Praktiken, die Menschen in ihrem Verhalten oder ihren Entscheidungen so beeinflussen, dass ihnen Nachteile entstehen.

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