Untersuchungen zeigen, dass deutsche Haushalte jedes Jahr mehrere Hundert Euro durch einen Energieanbieterwechsel sparen könnten. Verlässliche und leicht zugängliche Informationen über günstigere Anbieter könnten Verbraucherinnen und Verbraucher einen Wechsel erheblich erleichtern und sie hierdurch finanziell entlasten. In diesem Kontext sind Vergleichsportale für Strom- und Gaspreise von großer Bedeutung. Denn sie können Verbraucherinnen und Verbraucher darin unterstützten, das für sie jeweils beste Angebot zu finden. Allerdings sind eben diese Vergleichsportale in die Kritik geraten. So wurde unter anderem infrage gestellt, ob gewinnorientierte Vergleichsportale, die sich üblicherweise über Provisionszahlungen finanzieren, die notwendige Objektivität bieten können, den für den Haushalt geeignetsten Strom- oder Gaspreis zu vermitteln.
Vor diesem Hintergrund beauftragte das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR) ConPolicy mit der Durchführung einer Studie zum Thema Energievergleichsportale. Ziel der Studie ist es, systematisch zu analysieren, wie Mängeln bei Energievergleichsportalen in Deutschland begegnet werden kann und damit Hürden für den Energieanbieterwechsel abgebaut werden können. Ausgangsfragestellung war hierbei insbesondere, ob ein staatliches oder behördliches Referenzportal eine sinnvolle Handlungsoption darstellen könnte. Insgesamt wurde jedoch ein breiteres Spektrum an Handlungsansätzen untersucht. Methodisch basiert die Studie auf einer Literatur- und Medienauswertung, Expertengesprächen, der Analyse ausgewählter Good Practices sowie den Beiträgen eines Projektbeirats.
Die zentralen Ergebnisse der Studie sind folgende. Die aktuelle Situation bei den Energievergleichsportalen in Deutschland ist sowohl durch Defizite aber auch durch Stärken gekennzeichnet. Keiner der sieben untersuchten Handlungsansätze kann allein alle identifizierten Defizite beheben, ohne Stärken des Status quo einzubüßen. Eine Kombinationslösung bietet sich daher am besten an, um die bestehenden Defizite zu adressieren und die Stärken weiter zu fördern. Hierbei zielen verpflichtende Mindeststandards für ausgewählte Problembereiche bei Energievergleichsportalen darauf ab, solche Missstände sukzessive abzustellen, bei denen der größte verbraucherpolitische Handlungsbedarf gesehen wird. Zum anderen sollten unabhängige Institute und Verbraucherorganisationen mit den finanziellen und personellen Kapazitäten ausgestattet werden, regelmäßige, umfassende und flächendeckende Tests von Energievergleichsportalen durchzuführen. Darüber hinaus schlagen wir drei weitere komplementäre Maßnahmen vor. Diese umfassen: i) eine verbesserte Aufsicht über die am Markt tätigen Energieanbieter, ii) eine Stärkung der unabhängigen Bewertung von Energieanbietern und iii) verbraucherfreundliche behördliche Vorgaben für Preiserhöhungsschreiben und eine konsequente Durchsetzung dieser.
Die Studie wurde am 27. März 2017 in der Vertretung des Landes Baden-Württemberg bei der EU in Brüssel durch ConPolicy vorgestellt.
Der baden-württembergische Verbraucherminister, Peter Hauk MdL, begleitete die Vorstellung der Studienergebnisse mit den Worten: "Gemeinsam mit der Bundesregierung und Vertretern der Wirtschaft und des Verbraucherschutzes wollen wir in einem nächsten Schritt über die Konkretisierung der Spielregeln und Mindeststandards und eine Umsetzung unserer Vorschläge sprechen." Die Pressemitteilung des MLR finden Sie hier.
Die vollständige Studie von ConPolicy kann hier runtergeladen werden.